Nach mehreren Jahren dezentraler Arbeit und kleiner Kooperationen fanden wir uns im Rahmen der "Zukunftsstadt Dresden" 2022 als Kollektiv zusammen, um eine mobile Re-Use-Mikroarchitektur zu entwerfen und umzusetzen.
In mehreren Workshops und in verschiedenen Personenkonstellationen diskutierten wir zuerst Eigenschaften, Ziele und Anforderungen an unsere Kleinstinfrastruktur, um schließlich an 1:10 Modellen die finale Form zu entwickeln und verschiedene Szenarien der Nutzung durchzuspielen.
Die zweite Phase war von der aktiven Suche nach regionalen Stoffströmen und der Frage was die „Urban Mine“ an Materialien zu bieten hat geprägt. Dafür haben wir lokale Recyclinghöfe und Materialinitiativen besucht, selbst Material von Baustellen rück- und Kooperationen mit Handwerksbetrieben aufgebaut. Anspruch war die Verwendung und Aufwertung existierender lokaler Baumaterialien mit dem Ziel der Abfallvermeidung und dem beispielhaften Schließen von urbanen Materialkreisläufen. Dabei standen wir vor der Herausforderung, dass sich der Entwurf aus der ersten Phase im ständigen Wandel unter Berücksichtigung von Materialverfügbarkeit und Funktionalität befand.
In der Bauphase standen wir vor verschiedenen Herausforderungen. Da das FOR:UM mit dem Fahrrad bewegbar sein soll, war minimales Gewicht von Bedeutung. Gleichzeitig soll das FOR:UM multifunktional einsetzbar sein und unseren ästhetischen Ansprüchen gerecht werden. Dabei konnten wir nur auf die vorhandenen Materialien zurückgreifen. Diese mussten einzeln aufbereitet und individuell angepasst werden. Auf Grund der Vielfalt an verbauten Materialien bedurfte es sowohl Metall- als auch Holz- und Kunststoffverarbeitung. Der gesamte Prozess wurde ausführliche fotografisch dokumentiert. Zudem wurden alle verbauten Materialien einzeln gewogen, um eine transparente Rückverfolgbarkeit sowie eine CO2-Aquivalenz Berechnung zu ermöglichen.
Alle geretteten Materialien wurden fotografiert und in einem Materialpass wurden Informationen über Herkunft und vorherige Nutzung gelistet. In einer Datenbank können zukünftige Nutzer:innen des FOR:UMs erkennen, welches Potenzial in alten "nutzlosen" Werkstoffen steckt.
Für einige Materialien wurden die CO2-Äquivalente berechnet.
CO2-Äquivalente kommen aus der Ökobilanzierung, in der die Umweltwirkungen und Emissionen von Materialien betrachtet werden. Bei uns zeigen sie wie viel CO2 durch die Wiederverwendung im Vergleich zur Neuherstellung eingespart werden konnte.
Fotos: Florian Scheible (1), Hannes Refle (alle Weiteren)
Das Jahr 2023 war geprägt von vielen Aktionen und Projekten rund um das FOR:UM. Wir konnten vielseitige Szenarien und Nutzungsmöglichkeiten ausprobieren.
Aus der temporären Gruppe hat sich eine feste Gruppe an Menschen gebildet. Wir haben neue Leute aus den Bereichen Lehramt, Geographie, Architektur und Materialwissenschaften an Board.
Dank deren Input bewegen wir uns irgendwo zwischen Soziokultur, Aktivismus, Bauaktionen und Forschung. Wir fassen das Ganze gern als Urbane Praxis zusammen.
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